Day something: How I met my brother – From Oslo to Göteborg (292 km)

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Some days ago I told you about my brother (have a look at “A perfect day in Trondheim”). Remember? The one whose birthday it was. Well, a couple of weeks ago we had planned to meet in Sweden all along, then he decided to be too busy and skipped on his hunger for adventure and excitement, then (a couple of days ago) he decided to skip being too busy and meet his badass-hitch-hiking-brother in Sweden instead, as we had planned. (Note: Actually I think my parents send him because my last post might have given them the impression that I felt lonely.) So I tried to leave Oslo on friday rather early in the morning and headed out for Göteborg where we would meet up. Here’s the thing about hitch hiking: The hardest part is always getting out of a city. Out there on the road, not a problem. You easily get a ride. But in a city with your heavy backpack shouldered, looking all wild and totally displaced between all that concrete and glass and Cafés and busy people talking on their mobiles, it is almost impossible to find someone who would be willing to give you a lift. So I took the subway as far as it would take me out of the city, walked for about 6 or 7 kilometers and ended up at a spot that seemed hardly adequate to me to get a ride. After an hour of waiting (it must have been 1PM by then) I got a ride from a young nurse (Why is it always a nurse?) to a place a little further out, where I stranded at a gas station. Here’s another thing about hitch hiking: Gas stations are great places to get a ride, because you can walk up to people, talk to them and show them that you’re not some sort of creep or serial killer but a nice guy who is just looking for a cheap way to get from point A to point B. But somehow I was really unlucky that day (or maybe I imagine myself appearing less creepier than I actually do). It took me another forty minutes before a youngish looking guy in an old camper offered me a ride. Turned out he was some musician who had already played as a supportive act for The BossHoss and Tito & Tarantula and was now on his way to pick up his band colleagues to play at a small old-school-retro-rockabilly-festival somewhere in Sweden. Their band was called Tasty (look them up on youtube) and I promised to feature them in my next post in return for the ride. So here we go: We had a fun 3-hours ride from Oslo to some place close to Göteborg, listened to The Shadows, laughed, practiced some German and somehow became road-trip-buddies. In the end, they even offered me to become their rowdy and asked me to join them for the festival which I unfortunately had to decline for my brother was already waiting for me in Göteborg for an hour or so. Nevertheless, thanks again, guys! I hope you had a fun time this weekend! And I hope you read this!
Maybe because I needed some alone-time and thinking, or maybe because I knew my brother was waiting for me, I did something that might be considered cheating for a guy who claims to hitch hike all the way back from North Cape to Germany. But I’m the one making the rules and I say: “It’s alright, Philip, take the bus, we’ll consider this an exception from the rules and you really deserve this after all your exhausting effort!” (one of a few exceptions as it turned out in the following days). But there I was meeting Max, one Krause brother hugging the other, a tender gleam coming from both our chests that would have culminated in the mighty “Krause Jet” if only Felix (the third musketeer) was there.
Feeling lonely or not, it was great to see him. And in a wild and not at all linear progressing conversation we exchanged all the information about the last month and what had happened to whom and how it felt and what not, rhapsodizing about the magnificent beauty of scandinavian women and basically looking like two puppies being on a play date their owners had fixed for them – just very excited to see each other, about to pee on the carpet (Oh boy, oh boy, oh boy!).
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Ein paar Tage zuvor habe ich euch von meinem Bruder erzählt (siehe: “A perfect day in Trondheim”). Erinnert ihr euch? Der, der Geburtstag hatte. Nun, einige Wochen zuvor haben wir gemeinsam ausgemacht, dass er in Schweden zu mir stoßen sollte, um mich ein Stück auf meiner Tour zu begleiten, aber dann war er irgendwann der Meinung, zu beschäftigt zu sein mit Unikram, und hat seinen unbändigen Durst nach Abenteuer einfach ignoriert. Dann (vor ein paar Tagen) entschied er sich dagegen, zu beschäftigt zu sein, und dafür, seinen wirklich coolen trampenden Bruder nun doch in Schweden zu treffen, ganz genau so, wie wir es von Anfang an geplant hatten. (Anmerkung: Tatsächlich bin ich der Meinung, dass er lediglich von meinen Eltern geschickt wurde, weil die aufgrund meines letztens Posts den Eindruck vermittelt bekommen haben dürften, ich fühle mich einsam.) Ist ja auch egal. Jedenfalls versuchte ich am Freitag möglichst früh aus Oslo raus zu kommen und mit dem Trampen loszulegen, um Max nicht unnötig lange in Göteborg warten zu lassen. Aber ich erzähl euch jetzt erst mal einen vom Trampen: Das Schwierigste ist es immer, aus den großen Städten rauszukommen. Draußen auf der Straße, gar kein Problem. Man findet ganz leicht einen Anhalter. Aber in einer Stadt mit dem riesigen Rucksack auf dem Rücken und man sieht wild und total deplatziert aus zwischen dem ganzen Beton und Glas und den Cafés und all den Menschen mit ihren Handys am Ohr, ist es beinahe unmöglich, eine der kostbaren kostenlosen Mitfahrgelegenheit zu finden. Also ließ ich mich von der U-Bahn so weit wie möglich aus der Stadt heraus tragen, lief noch 6 oder 7 Kilometer und gelangte schließlich an einen Ort, der mit trotz aller Anstrengung kaum geeignet schien, dort von irgendjemandem mitgenommen zu werden. Nachdem ich eine Stunde gewartet hatte (es war mittlerweile ein Uhr nachmittags), nahm mich eine Krankenschwester (Warum eigentlich immer Krankenschwestern?) mit und setzte mich etwas außerhalb der Stadtgrenze an einer Tankstelle ab. Und jetzt verrate ich euch noch was über’s Trampen: Tankstellen sind großartig, um Anhalter zu finden, denn man kann zu den Leuten hingehen, sich persönlich vorstellen und ihnen zeigen, dass man kein Perversling oder Serienmörder ist, sondern einfach nur ein netter Kerl, der möglichst günstig von Punkt A nach Punkt B gelangen möchte. Doch irgendwie hatte ich an diesem Tag einfach kein Glück (Oder ich sehe sehr viel perverser aus, als ich selbst glaube auszusehen!). Jedenfalls hat es weitere 40 Minuten gedauert bis ein eher jung aussehender Kerl aus einem eher alten Wohnmobil stieg und mich schließlich mitnahm. Es stellte sich heraus, dass er Musiker war, der nicht nur als Vorband für The BossHoss aufgetreten war, sondern auch für Tito & Tarantula, und der jetzt auf dem Weg war, um seine Bandkollegen abzuholen, um mit ihnen auf irgendeinem Oldschool-Rockabilly-Festival im schwedischen Outback zu spielen. Die Band heißt Tasty (bei Youtube findet ihr Videos) und ich versprach ihnen, in meinem Blog über sie zu schreiben als kleines Dankeschön für’s Mitnehmen. Also gut, los geht’s: Für kurzweilige und unterhaltsame drei Stunden fuhr ich bei ihnen von Oslo bis kurz vor Göteborg in dem klapprigen alten Camper mit, wir hörten The Shadows, lachten, quatschten ein bisschen auf Deutsch und wurden unterwegs irgendwie zu Roadtrip-Buddies. Am Ende boten sie mir sogar an, als Rowdy mit ihnen auf das Festival zu kommen, was ich aber leider ablehnen musste, weil mein Bruder bereits seit über einer Stunde in Göteborg auf mich wartete. Egal wie, ich danke euch, Jungs! Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß auf dem Festival! Und ich hoffe, ihr lest das hier auch!
Vielleicht, weil ich ein bisschen Zeit für mich und zum Nachdenken brauchte, vielleicht aber auch, weil ich Max nicht noch länger warten lassen wollte, entschied ich mich zu etwas, was man vielleicht als Schummeln auslegen könnte, wenn man bedenkt, dass ich behaupte, den ganzen Weg vom Nordkap nach Deutschland zu trampen. Aber ich mache hier die Regeln und ich sage: “Ist schon ok, Philip, Ausnahmen bestätigen die Regeln, nimm den Bus, du hast es dir verdient nach all den Anstrengungen.” (Es sollte sich herausstellen, dass das nur eine von weiteren folgenden Ausnahmen sein sollte.) Aber schließlich kam ich in Göteborg an und traf dort auf Max. Ein Krausebruder umarmte den anderen und ein zartes Glimmen ging von unser beider Brust aus, das – wäre Felix (der dritte Musketier) noch dabei gewesen – in dem berühmten und mächtigen “Krausestrahl” kulminiert wäre. (Schöner Satz, was?!?)
Egal, ob ich mich einsam fühlte oder nicht, es war toll, Max zu sehen. Und in einer wilden und alles andere als linear verlaufenden Konversation tauschten wir uns darüber aus, was bei wem innerhalb des letzten Monats passiert war, wie wir uns bei dem, was passiert war, gefühlt hatten und was nicht alles. Wir schwärmten von der anmutigen Schönheit der Skandinavierinnen und mussten bei all dem auf Außenstehende wie zwei Hundewelpen gewirkt haben, die sich auf einem Play Date trafen, das ihre Herrchen für sie vereinbart hatten – einfach wahnsinnig aufgeregt und kurz davor auf den Teppich zu pinkeln (Oh Junge, oh Junge, oh Junge!).

The Truth about Norway

Here are some random facts about Norway and Norwegians:

1. Norwegians are sportfreaks (half of their pictures on facebook show themselves doing sports). 

2. They love hunting their food on their own (the other half of the pictures shows them killing an animal). 

3. Therefore they must be naturelovers. 

4. They eat whale. 

5. They always leave the lights on (apperently because they think that energy is cheaper than new light bulbs). 

6. Many of them speak better English than some US-citizens do. 

7. They drink way too much and way too bad coffee. 

8. They snooze (I think I might have to explain the term “snooze”: A snooze is a tiny bag full of tabacco which you slip under your upper lip instead of smoking and which is highly addictive. To be honest, I don’t get the whole point of snoozing. While smoking at least looks kind of cool when you’re young enough – although it’s unhealthy – snoozing has absolutely no point what so ever except putting toxics in your body while looking all stupid with that bump under your lip.). 

9. Norway is the most expensive country I have ever been to in my entire life. It is in fact so expensive that – even though I love the country – I’m glad to leave for Sweden today where beer prices are at least reasonable. 

10. Norwegians on the other hand make a lot more money than we do in Germany. A German waitress makes about 7€ In an hour. A Norwegian waitress makes about three times as much (150 NK, tips not included). 

11. Some Norwegians do like raisins, others don’t.

12. The first man ever to do a ski jump was Norwegian Olaf Ryes in 1809, a Danish (?!?) war hero. 

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Hier ein paar willkürlich Fakten über Norwegen und Norweger:

1. Norweger sind Sportfreaks (die Hälfte ihrer Bilder auf facebook zeigt sie bei sportlichen Aktivitäten). 

2. Sie lieben es, ihr Essen selbst zu jagen (die andere Hälfte der Bilder zeigt sie beim Töten von Tieren).

3. Aus diesem Grund müssen sie auch Naturliebhaber sein.

4. Sie essen Wal. 

5. Sie lassen immer das Licht an (anscheinend, weil sie der Meinung sind, dass Strom günstiger ist als eine neue Glühbirne). 

6. Viele von ihnen sprechen besser Englisch als so mancher US-Amerikaner. 

7. Sie trinken zu viel und zu schlechten Kaffee. 

8. Sie snoozen (Ich glaube, den Terminus “snoozen” muss ich erklären: Ein Snooze ist ein kleiner Beutel voll mit Tabak, den man sich unter die Oberlippe schiebt anstatt zu rauchen und der stark abhängig macht. Um ehrlich zu sein, kann ich dem Snoozen nichts abgewinnen. Während Rauchen zumindest noch cool aussieht, so lange man jung ist – auch wenn es gesundheitsschädlich ist – ist snoozen absolut sinnfrei. Es pumpt einzig und allein giftiges Nikotin in den Körper und man sieht dabei mit der komischen Beule unter der Lippe auch noch dämlich aus. Abgesehen von Schweden und Norwegen ist snoozen im Rest Europas verboten.). 

9. Norwegen ist das teuerste Land, das ich je in meinem Leben bereist habe. Es ist so teuer, dass ich – obwohl ich das Land wirklich zu lieben gelernt habe – froh bin, heute nach Schweden weiter zu ziehen, wo die Bierpreise noch einigermaßen vernünftig sind. 

10. Norweger verdienen auf der anderen Seite sehr viel mehr Geld als Deutsche. Eine Bedienung in Deutschland verdient pro Stunde etwa 7€. Eine Bedienung hier in Norwegen ungefähr das dreifache (150 NK, ohne Trinkgeld). 

11. Manche Norweger mögen Rosinen, andere nicht. Da geht es ihnen wie den Deutschen. 

12. Der erste Mensch, der jemals einen Skisprung gewagt hat, war der Norweger Olaf Ryens im Jahre 1809, ein dänischer (?!?) Kriegsheld. 

Day 8: It’s a small world – From Trondheim to Oslo (523 km)

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After only a few hours of sleep I left Trondheim to get out “On the road again”. 523 km. 12 hours of traveling. Five rides, two of them truckers (I have never sat in a Truck before -cool!) and finally three guys from Germany – Gießen, to be more specific, so right around the corner from where I grew up – sharing their Licher Bier (German beer) with me, taking me right into the center of Oslo (even though we weren’t to sure about the “center”-part in the darkness of the night). I’m glad I made it here! Maybe for all my effort Oslo welcomed me with bright sunshine and warmth on the next day.
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Nach einer kurzen Nacht verließ ich Trondheim und kehrte zurück “On the road again”. 523 km. 12 Stunden unterwegs. 5 Anhalter, davon zwei Trucker (ich habe noch nie in einem LKW gesessen – cool!) und zum krönenden Abschluss drei Jungs aus Gießen – also nur einen Steinwurf entfernt von der Gegend, in der ich aufgewachsen bin – die nicht nur ihr Licher Bier (!) mit mir teilten, sondern mich auch mitten in Oslo absetzten (auch wenn wir uns über das “mitten” in der Dunkelheit der Nacht nicht so sicher waren). Ich bin froh, dass ich es in einem Rutsch hier her geschafft habe. Zum Dank für meine Mühen, hat mich Oslo heute dann mit Sonnenschein und viel Wärme empfangen.

Icelandic Stereotypes

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After Quentin Tarantino travelled to Iceland for his movie “Hostel” (directed by Eli Roth, Tarantino was only one of the producers) he described it on “Late Night with Conan O’Brien” like this: “Supermodels working at McDonald’s”. This tiny little sentence gives a good impression on how much North Americans and Europeans tend to idealize that tiny little island somewhere in the middle of nowhere right between North Pole and Greenland at the edge of the arctic circle. I don’t know where Tarantino had seen those supermodels working – maybe at some Canadian transfer airport – but definitely not in Iceland.
First of all, there is no such thing as a McDonald’s. Not one branch on the whole island! Second of all, whoever goes to Iceland expecting to meet gorgeous, elves-like beauties will be disappointed, I guarantee it! Icelanders aren’t just a bunch of supermodels, they are not even that beautiful after all, well, at least not more beautiful than any other people living in any other country. In rural regions they are often rather surrounded by sort of a white trash charm in their track suits and white, washed-out undershirts than in any kind of fairy dust. When Icelanders say they’re gong to do some sports, they go to one of their Hot Pots. Food isn’t all that healthy and most of them drink to much … Alright, that image is maybe a little bit over the top (they are actually quite good at handball and almost qualified for the soccer world champion ship) and I do not intend to make Icelanders look all stupid and ugly. All I intend to do is to defeat the stereotype that all Icelanders are fucking elves-supermodels. They’re not. They just look totally normal. Some of them are tall, some rather short, some are fat, some are skinny, some are ugly and some are beautiful, some of them actually are models (for example gorgeous Berglind Ólafsdóttir).
Somehow we seem to tend to idealize Icelanders in a way we don’t idealize others. Maybe it’s because they are living so far away on an island, maybe because there is just a few of them or maybe because they live surrounded by volcanos, boiling hot springs and ice. I really don’t know why. But don’t go out there and be disappointed the way I was. Talking about disappointments: Dear Icelanders you promised me your beach in Reykjavik was the northernmost in the world. Well, it’s not. I found one that is 5° further north in Norway. So shame on you for fooling me!
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Nachdem Quentin Tarantino für seinen Film “Hostel” (Regie führte Eli Roth, Tarantino war nur einer der Produzenten) in Island war, beschrieb er das Land bei “Late Night with Conan O’Brien” wie folgt: “Supermodels arbeiten bei McDonald’s”. Dieser kleine, feine Satz verdeutlicht ganz gut wie sehr Nordamerikaner und Europäer dazu neigen, diese kleine, feine Insel irgendwo im Nirgendwo zwischen Nordpol und Grönland am Rande des Polarkreises zu romantisieren. Ich habe keine Ahnung, wo Tarantino glaubt, diese Supermodels arbeiten gesehen zu haben – vielleicht an irgendeinem kanadischen Transferflughafen – aber garantiert nicht in Island.
Erstens gibt es in Island so was wie McDonald’s nicht. Keine einzige Filiale auf der ganzen Insel! Und zweitens sollte sich in Acht nehmen, wer nach Island kommt in der Erwartung, dort bezaubernde, elfengleiche Schönheiten vorzufinden, weil er ganz sicher enttäuscht wird. Isländer sind nicht einfach ein Haufen Supermodels, sie sind nicht mal so herausragend schön … Nun, zumindest nicht schöner als irgendein anderes Völkchen in irgendeinem anderen Land. In ländlichen Gegenden versprühen sie sogar eher einen White-Trash-Charme mit ihren Trainingsanzügen und verwaschenen Feinripunterhemden, als dass sie Feenstaub versprühen. Wenn Isländer Sport machen, dann steigen sie in einen ihrer Hot Pots. Ihr Essen ist ungesund und manch einer trinkt zu viel … Ok, das Bild, das ich hier zeichne ist vielleicht etwas einseitig (immerhin sind sie gut in Handball und hätten sich beinahe für die Fußballweltmeisterschaft qualifiziert) und es liegt mir fern, aus den Isländern ein hässliches und blödes Inselvolk zu machen. Alles was ich möchte, ist gegen das Klischee anschreiben, dass Isländer allesamt Elfenmodels sind. Sind sie nicht. Sie sehen einfach ganz normal aus. Manche von ihnen sind groß, manche klein, manche sind dick, andere dünn, manche von ihnen schön und manche sind tatsächlich Supermodel (die bezaubernde Berglind Ólafsdóttir zum Beispiel).
Aber irgendwie scheinen wir dazu zu neigen, die Isländer auf eine Art und Weise zu romantisieren, wie wir sonst niemanden romantisieren. Vielleicht liegt es daran, dass sie weit weg auf einer Insel im Nordatlantik leben, vielleicht daran, dass es nicht so viele von ihnen gibt, oder an der Tatsache, dass sie zwischen Vulkanen, brühend heißen Quellen und kalten Gletschern leben. Ich weiß es nicht. Aber fliegt nicht auf diese Insel und seid dann enttäuscht, wie ich enttäuscht war. Und wo wir gerade von Enttäuschungen sprechen: Liebe Isländer, ihr habt mir den nördlichsten Strand der Welt versprochen. Guess what: ich habe in Norwegen einen gefunden, der ganze 5° nördlicher liegt. Schämt euch, mich so hinters Licht zu führen.

A perfect day in Trondheim

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It all started with breakfast on board the MS Lofoten before I left this shaky old fashioned Lady to head out for Trondheim. First stop: The “beach” for my brother Felix had nominated me for the Ice Bucket Challenge, a challenge that is not only about pouring cold water with ice cubes over your head to proof how manly and strong you are but also about raising money for research on ALS, a very mean disease that degenerates the neurons that are responsible for muscular activities in your body which means that at one point you will just not be able to move anymore until you’re not even able to breath all by yourself. Sounds horrible, I know. And because I thought it would be a good thing to participate in giving it a little more attention and donating some money to ALSA for their research I headed out to that “beach” to perform something I called the “Ice Bucket Challenge Norwegian Style”. Instead of pouring water over my head I walked into North Atlantic’s cold, late August water which seemed to me even more manly and which actually is just the way the Norwegians are doing this challenge. After goofing around with my pillow friend ‘Elsa’ which I stole in Reykjavik (Thanks, KEX Hostel, this is my revenge for the shoes I lost and which have never been seen again – probably because your Hipster Staff Team thought “Those are cool vintage shoes, I’m just gonna keep them for myself!”) I went into the water which turned out to be a lot colder than I thought and shrunk my manhood down to a size hardly visible to the naked eye.
Nevertheless this challenge was just what I had needed. All thrilled I got out of the water, dried in the sun and put back on some decent clothes before I was heading back to town to look for a café where I could do some writing and blogging and other super important stuff. A guy I met on the street – long beard, cool bike, hipster glasses – recommended the Café løkka, a cool place right outside the city center where he and his friends usually go on sundays. I arrived there around 2PM, ordered a beer, enjoyed the sunny weather, watched all those beautiful Norwegian people, had another beer, enjoyed some more of that sun and of all the beauty surrounding me, had another beer, forgot about the blogging and suddenly it was 5PM and all I had seen of Trondheim until that time was a “beach” (it really was more of a dock for small boats where you by chance could go into the water without getting injured too badly), a bearded guy and this café. Cheered all up by sun, beer and beauty I shouldered my backpack (Willie Nelson didn’t start singing for once) and meandered around the small and cosy streets of Trondheim, saw a big church, a bridge, water, boats, another bridge and some other really cool cafés (Yes, I’ a fan of really cool cafés!). After and hour of aimlessly walking around I spotted a nice place for a rest, had a pick nick and called my other brother, Max, who’s birthday it was and chatted with him and the rest of the family that was all gathered together for a birthday dinner. It was the first time I felt a little homesick since I left Germany almost a month ago and it was great hearing their voices, my mom’s and dad’s, my brothers’ and my grandparents’, and I’m really looking forward to see them all again in only a couple of weeks that are left of my journey.
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Der Tag begann mit einem ausgiebigem Frühstück an Bord der MS Lofoten, bevor ich diese etwas wackelige altmodische Dame verließ und mich auf den Weg nach Trondheim machte. Erste Etappe: Der “Strand”, da mein Bruder Felix mich dankenswerterweise für die Ice Bucket Challenge nominiert hatte, eine Challenge, die sich nicht nur darum dreht, eimerweise Eiswasser über Köpfen auszuleeren, um zu beweisen wie stark und männlich man ist, sondern vor allem darum, Gelder zu sammeln für die ALS-Forschung. ALS ist eine wirklich gemeine Krankheit, bei der die Nervenzellen, die für die Motorik verantwortlich sind nach und nach degenerieren bis man sich nicht mehr bewegen und irgendwann nicht mal mehr selbständig atmen kann. Das klingt furchtbar, ich weiß. Und weil ich dachte, dass es nicht schaden könnte, dieser Krankheit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu geben und Geld für die Forschung der ALSA-Stiftung zu spenden, machte ich mich auf zu eben jenem Strand, um dort etwas zu tun, was ich die “Ice Bucket Challenge Norwegian Style” nannte. Anstatt mir kaltes Wasser über den Kopf zu kippen, wollte ich in den kalten, spätsommerlichen Nordatlantik hüpfen, was mir nur noch männlicher erschien und was, wie sich herausstellte, tatsächlich die norwegische Art ist, diese Challenge zu erfüllen. Nachdem ich vor laufender Kamera ein bisschen herumgealbert hatte mit meiner Kopfkissen-Freundin “Elsa”, die ich in Reykjavik geklaut habe (Danke, Kex Hostel, dass ist meine Rache dafür, dass meine verloren gegangenen Schuhe nie wieder aufgetaucht sind, wahrscheinlich weil einer eurer Hipster-Mitarbeiter dachte “Wow, dass sind coole Vintage-Schuhe, die behalte ich einfach selbst!”), stieg ich ins Wasser, das sich als sehr viel kälter herausstellte, als ich gedacht hätte, und das meine Männlichkeit schrumpfen lies auf eine Größe, die für das bloße Auge nur noch schwer zu erkennen war.
Nichts desto trotz war diese Challenge genau das, was ich gebraucht hatte. Euphorisch stieg ich aus dem Wasser, trocknete in der Sonne und zog mich wieder an, um dann in der Stadt nach einem coolen Café Ausschau zu halten, wo ich ein bisschen schreiben, bloggen und andere suuuperwichtige Dinge erledigen wollte. Ein. Kerl, den ich auf der Straße ansprach – langer Bart, cooles Bike, Hipsterbrille – empfahl mir das Café løkka, eine coole Location etwas außerhalb des Stadtzentrums, wo er für gewöhnlich an einem sonnigen Sonntag mit seinen Freunden hinzugehen pflegt. Gegen zwei erreichte ich das Café, bestellte ein Bier, genoss die Sonne, beobachtete all die wunderschönen Menschen hier in Norwegen, bestellte noch ein Bier, genoss noch ein bisschen die Sonne und die Schönheit, die mich umgab, bestellte noch ein Bier, vergaß völlig, dass ich ja bloggen und andere suuuperwichtige Dinge erledigen wollte, und plötzlich war es fünf und alles, was ich bis dahin von Trondheim gesehen hatte, war ein “Strand” (eigentlich war es mehr ein Bootsanleger für sehr kleine. Boote, an dem man zufälligerweise ins Wasser gehen konnte, ohne sich zu schwer zu verletzen), ein bärtiger Typ und dieses Café.
Durch und durch beseelt von Bier, Sonne und Schönheit, schulterte ich den Rucksack (Willie Nelson sang ausnahmsweise mal nicht) und mäanderte durch Trondheims kleine und gemütliche Straßen, sah eine große Kirche, eine Brücke, Wasser, Boote, noch eine Brücke und ein paar wirklich coole Cafés (Ja, ich bin ein Fan wirklich cooler Cafés!). Nach einer Stunde ziellosen Umherlaufens entdeckte ich ein nettes Fleckchen, wo ich Pause machen picknicken und meinen anderen Bruder, Maxi, anrufen konnte, der an diesem Tag Geburtstag hatte, und ich sprach mit ihm und dem Rest der Familie, der bei einem großen Geburtstagsabendessen zusammensaß. Es war das erste Mal, dass ich so etwas wie Heimweh hatte, und es war toll, die Stimmen meiner Eltern, Brüder und Großeltern zu hören, und ich freute mich darauf, sie alle in etwa zwei Wochen, wenn sich dieser Trip seinem Ende entgegen neigt, wieder zu sehen.

Day 4: Let me sing you my song – From Tromsø to Svolvær (421 km)

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Day 4 on the road has been both exciting and exhausting. After a night out in Tromsø going bankrupt having six beers and certainly not enough sleep I left Emma’s place way to late. But sun was shining, Willie Nelson humming “On the road again” in my head as usual and after only twenty minutes out there I got a ride from a Buddhist from Denmark. We talked about life, society, pressure and expectations and how hard it is to get away from all this (even out here in Norway’s wilderness). I told him that I have never been raised to lower my expectations but to always raise the bar. I have always been going for new challenges and new experiences, I have always been looking for more. So I told the Buddhist. He smiled and said: Nothing. In a very Buddhistic way he didn’t want to be to smart about giving me advice, I guess. He made me think though, think about my future plans, my trip and that I should probably slow down a little bit. I’m not sure if I can, but I promised myself to get some rest from time to time to take a close look at what I have instead what else there is to gain.
After one hour of driving the Buddhist dropped me off and wished me good luck. He was followed by nine other rides (including a jobless, a becoming father, two nurses, a real father, a salesman, a milk truck driver, a retired soldier and a bus driver). Every time I got in the car the same questions: Where are you from? Where do you go? What do you do? Every time the same answers and every time the same reactions to my stories. By the time I got to Svolvær I was exhausted, hungry and my mouth was dry from all the talking. After a 15 minutes walk I arrived at Anna’s place at around 9PM. I got to know Anna via couchsurfing.com and she was my host for the night. I prepared to tell the same old stories I have been telling the whole day, went through the lines I had memorized by that time and knocked on the door (knocking was more a gesture of good manners for the door was unlocked like any other door in Norway). But instead of blubbering about where I’m from, where I go, etc. pp. … 19 years old Anna – daughter of Norwegian folk singer and former member of the Jensine Olsens Plastikkband, Dag Kajander – herself singer/songwriter with a great unbelievable dark and smokey voice gave me a private concert. She played the guitar and sang and I just sat there in silence all stunned with gose bumps on my arms. I wanted to clap after she finished her song, but clapping some how seemed to be rather shabby in that special moment. Instead we had some wine on the porch, looked out in the glowing darkness of a late norwegian summer night and talked about the future. And I was glad to find out that I wasn’t the only one having ambitions out here in Norway’s wilderness.
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Tag 4 auf der Straße war gleichermaßen aufregend wie zehrend. Nachdem ich die Nacht in Tromsøs zahlreichen Kneipen verbracht und viel zu wenig Schlaf bekommen hatte, zudem einem Bankrott gefährlich nahe kam, weil ich mir sechs Biere gegönnt hatte, verließ ich Emmas Wohnung viel zu spät. Aber die Sonne schien, Willie Nelson summte “On the road again” in meinem Kopf wie immer und nach nur zwanzig Minuten hielt ein dänischer Buddhist und nahm mich mit. Wir unterhielten uns über das Leben, die Gesellschaft, all den Druck und die vielen Erwartungen und darüber, wie schwer es ist, all dem zu entkommen (selbst hier draußen in Norwegens Wildnis). Ich erzählte ihm, dass man mich nie dazu erzogen hatte, meine Erwartungen herunterzuschrauben, sondern mir immer hohe Ziele zu stecken. Ich war immer auf der Suche nach Herausforderungen und neuen Erfahrungen, immer auf der Suche nach mehr. Das erklärte ich dem Buddhhisten. Und er lächelte und sagte: Nichts. Auf seine buddhistische Art und Weise wollte er mir wohl nicht irgendwelche schlauen Ratschläge geben, denke ich. Aber e brachte mich ins Grübeln. Ich dachte über meine Zukunftspläne nach, meinen Trip und darüber, dass ich vielleicht nicht immer Vollgas geben sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu wirklich in der Lage bin, aber in diesem Moment nahm ich mir selbst das Versprechen ab, von Zeit zu Zeit inne zu halten, um einen Blick auf das zu werfen, was ich habe, anstatt mich immer wieder zu fragen, was ich noch erreichen könnte.
Nach etwa einer Stunde Fahrt trennten sich unsere Wege und dem Buddhisten sollten neun weitere Anhalter folgen, darunter ein Arbeitsloser, ein werdender Vater, zwei Krankenschwestern, ein richtiger Vater, ein Handlungsreisender, ein Milchmann, ein Soldat im Ruhestand und ein Busfahrer. Sobald ich mich ins Auto setzte, die selben Fragen. Woher kommst du? Wohin gehst du? Was machst du? Jedes Mal die gleichen Antworten und jedes Mal die gleichen Reaktionen auf meine Geschichten. In Svolvær angekommen war ich erschöpft, hungrig und mein Mund trocken vom vielen Reden. Gegen neun Uhr abends, nach 15 Minuten laufen, erreichte ich dann endlich meine Unterkunft für diese Nacht, ein sehr skandinavisch anmutendes kleines Häuschen, in dem die 19-jährige Anna mit ihren Eltern lebt. Anna hatte ich zuvor über couchsurfing.com kennengelernt und sie war meine Gastgeberin für diese Nacht. Ich bereitete mich mental darauf vor, die selben Geschichten, die ich den ganzen Tag über erzählt hatte, noch mal zu erzählen, ging in Gedanken die zu diesem Zeitpunkt längst auswendig gelernten Sätze nochmals durch und klopfte an die Tür (Klopfen war eigentlich überflüssig und mehr eine Geste des guten Benehmens, weil die Tür wie jede andere Tür in Norwegen unverschlossen war). Doch anstatt erneut herunterbeten zu müssen, woher ich kam, wohin ich ging, etc. pp. … bekam ich von Anna – der 19-jährigen Tochter des norwegischen Folksängers und ehemaligen Mitglieds der ehemals sehr erfolgreichen Jensine Olsens Plastikkband, Dag Kajander – selbst Singer/Songwriter mit einer tollen, unglaublich tiefen und rauchigen Stimme ein kleines privates Konzert geboten. Sie spielte Gitarre und sang und ich saß da wie gebannt und bekam Gänsehaut. Ich wollte klatschen, als ihr Song zu Ende war, aber klatschen erschien mir in diesem besonderen Augenblick schäbig. Stattdessen setzten wir uns raus auf die Veranda, tranken Wein, starrten in die glimmende Dunkelheit einer norwegischen Spätsommernacht und unterhielten uns über unsere Zukunftspläne. Und ich war froh zu sehen, dass ich nicht der einzige mit großen Ambitionen hier draußen in Norwegens Wildnis war.

Day 3: The Speeding Priest – From Kvænangsbotn to Tromsø (301 km)

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After two days in Kvænangsbotn during which I went out fishing and hiking with Inge I had to go back out on the road. As soon as I shouldered my backpack and left the house Willie Nelson started to sing “On the road again” in my head and wouldn’t stop until I got a ride. Luckily, again this didn’t take too long. After 20 minutes out there a priest from Poland that spent the last 23 years in Finmark stopped and offered me a ride to Tromsø where he was about to see his bishop and where I had a place to stay at for the night – at Emma’s, a cousine of Inge. The priest and I had a little bit of smalltalk in the beginning but because he didn’t speak English and only understood a tiny bit of German and my Norwegian is still not good enough and the few Polish words I know are certainly not meant for a priest’s ears we rest in silence for the rest of the trip. Instead the priest was speeding like hell. I turned around quite a few time to check if Lucifer himself was chasing us but even if he was he would not have been able to keep up with the priest’s speed. After only 3,5 hours we reached Tromsø. The priest stopped the car, we nodded at each other and I left – as if we both took a vow of silence before we went on that ride. 

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Nachdem ich zwei Tage in Kvænangsbotn verbracht habe, in denen ich mit Inge fischen und wandern war, zog es mich zurück auf die Straße. Sobald ich meinen Rucksack geschultert und das Haus verlassen hatte, begann Willie Nelson in meinem Kopf “On the road again” zu singen und hörte nicht auf damit bis ich einen Anhalter fand. Zum Glück hat das auch dieses Mal nicht lange gedauert. Nach nur 20 Minuten am Straßenrand hielt ein polnischer Priester, der seit 23 Jahren in der Finmark lebt, und nahm mich mit bis nach Tromsø, wo er seinen Bischof und ein paar Priesterkollegen treffen würde und wo mich ein Schlafplatz bei Inges Cousine Emma erwartete. Der Priester und ich machten anfangs ein bisschen Smalltalk, aber da er kaum Englisch sprach und nur wenig Deutsch verstand und mein Norwegisch immer noch zu schlecht ist und die wenigen Worte Polnisch, die ich spreche, eines Priesters Ohren wohl kaum würdig sind, schwiegen wir den Rest der Fahrt über. Stattdessen raste er über die schmalen norwegischen Pisten, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Ich drehte mich immer wieder um, um mich zu vergewissern, dass dem nicht so sei. Doch selbst wenn Lucifer uns auf den Fersen gewesen wäre, hätte er mit dem Speed des Priesters kaum mithalten können. Nach nur dreieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir Tromsø. Der Priester hielt an, wir nickten uns kurz zu und ich stieg aus – als hätten wir beide vor der Fahrt ein Schweigegelübde abgelegt.